Empfehlung Arzneimittellagerung bei sehr hohen Temperaturen

Hohe Temperaturen bedeute für Arzneimittel Stress und erfordert eine besondere Aufmerksamkeit im Umgang und der Lagerung.

Wir haben im Folgenden ein paar Hinweise und Vorgehensweisen zusammengestellt, so dass die wichtigsten Grundlagen für die Lagerung von Arzneimittel eingehalten werden.

  1. Grundsätzlich sind die Lagerungsbedingungen, die der jeweilige Hersteller eines Arzneimittels vorgibt, auch bei diesen aktuell sehr hohen Temperaturen einzuhalten. Detaillierte Informationen dazu finden sich im Beipackzettel und/oder auf dem Umkarton des Arzneimittels.
  2. Absolut verboten ist eine Lagerung in der Sonne oder beispielsweise in völlig überhitzen Autos. Dazu zählen auch Fensterbänke, auf die die Sonne scheinen kann. Diese Sonneneinstrahlung ist noch schädlicher, wenn man gar bereits aus dem Originalblister entfernte und z.B. in ein Dosett-System oder eine nicht lichtgeschützte Neuverblisterung überführte Tabletten in die Sonne legt. Die Original-Verpackung (Faltschachtel und der „Blisterstreifen“) sind ein wichtiger Schutz gegen Lichteinwirkung und Teil des Arzneimittels! Es gibt zahlreiche Wirkstoffe, die lichtempfindlich sind.
  3. Auch das Entblistern bzw. Herausnehmen aus dem Original-Blister für eine bestimmte Zeit (>24 Stunden) muss bei diesen Temperaturen noch kritischer hinterfragt werden. Dabei ist es unerheblich, ob die Tabletten anschließend in ein offenes System überführt oder eine (nicht lichtgeschützte) Neuverblisterung durchgeführt wird. Sollte ein Vorbereiten notwendig sein, sollte die Lagerung anschließend lichtgeschützt und bei möglichst 25°C erfolgen. Dabei gilt es zu beachten, dass bei Temperaturmessungen auch am Lagerort durchgeführt werden muss, z.B. im Schrank und eben nicht im Lagerraum allgemein.
  4. Kühl zu lagernde Arzneimittel müssen selbstverständlich auch aktuell gekühlt werden. Dabei ist zu beachten, dass sie keinesfalls einfrieren dürfen. Kühlschrankwände sind besonders gefährlich und setzen gerade aktuell schnell Eis an, das ein Einfrieren der Arzneimittel zur Folge haben könnte (vergleichbar mit „Gefrierbrand“). Ein Einfrieren der kühl zu lagernden Arzneimittel muss verhindert werden und führt nicht selten zu einem Wirkungsverlust. Besonders vorsichtig muss bei Insulinen vorgegangen werden.
  5. Bei diesen heißen Temperaturen besonders kritische Arzneiformen sind: Zäpfchen, halbfeste Zubereitungen wie Salben, Cremes, Gele, angebrochene flüssige Arzneimittel u.a.. Ebenfalls mit besonderer Vorsicht sollten Arzneimittel gehandhabt werden, deren Wirkstoff oder Inhalt besonders hitzelabil ist wie z.B. Bakterien-enthaltene Präparate zum Aufbau der Darm- oder Vaginalflora. Bei allen diesen Zubereitungen muss über eine Lagerung im Kühlschrank nachgedacht werden, vor allem dann, wenn die 25°C Raumtemperatur nicht eingehalten werden kann.
  6. Zur Kühlung eignen sich Klimageräte. Wenig sinnvoll und ebenfalls mit der Gefahr einer Unterkühlung ist der Einsatz von gefrorenen Kühl-Akkus verbunden. Außerdem ist der Eintrag von Feuchtigkeit in diesen Fällen und bei längerer Anwendung nicht auszuschließen. Sollte der Einsatz von Kühl-Akkus unumgänglich sein, muss ein entsprechender Schutz vorgenommen werden.
  7. Auch Patienten schwitzen aktuell vermehrt, was beispielsweise das Haften von Transdermalen System („Pflastern“) einschränken kann. So können bei schwitzenden Patienten zurzeit u.a. Fentanyl-Pflaster leichter abrutschen. Denkbar wäre ein zusätzliches Fixieren mit Pflasterstreifen.

Sollten Sie konkrete Fragen zu dieser Thematik haben, wenden Sie sich bitte gerne jederzeit an Ihre Apotheke.

Dr. Christian Ude
Stern-Apotheke
Tel +49 (0) 6151 79147
Frankfurter Straße 19
D – 64293 Darmstadt

Stand: 08.08.2018

Empfehlung Arzneimittellagerung bei sehr hohen Temperaturen (NeLA e.V.)